Kleinverlage und ihre Nemesis (Teil 1)
Wie jeder weiß, der einen Blick auf meine Website geworfen hat, habe ich 99 % meiner Romane bei Genre-Kleinverlagen veröffentlicht. Damit sind Verlage gemeint, die, oftmals als 1-Mann-Betrieb, Romane in im Regelfalle überschaubaren Auflagen vertreiben und sich vor allem in ihrer mangelnden Präsenz in den Buchhandlungen von den Großen unterscheiden (mein erfolgreichster Kleinverlagsroman liegt bei 1200 verkauften Exemplaren, mein erfolglosester irgendwo bei 50). Es gibt da Ausnahmen (die Invasion der FanPro-Battletech-Romane in den Ständern der Bahnhofsbuchhandlungen mag als Beispiel gelten), aber wenn man vorwiegend für Kleinverlage schreibt, wird man mit den Möglichkeiten und Grenzen dieser schnell vertraut. Immerhin: Sie zahlen Honorare, verlangen keinen Druckkostenzuschuss und manche der Verleger sind ausgesprochen engagiert und am Erfolg ihrer Produkte interessiert (manche sind diesbezüglich schon wieder zu engagiert und meinen, durch Penetranz Erfolg erzwingen zu können. Die meine ich nicht). Die deutsche Kleinverlagsszene hat nach der großen Expansion der 90er Jahre seit geraumer Zeit Stabilität auf einem relativ hohen Niveau bewiesen. Meine eigene - sicher unvollständige - Genre-Verlagsliste auf meiner Website zählt seit ihrer Inauguration nie wesentlich mehr als 40 Verlage, aber auch nie wesentlich weniger. Innerhalb des letzten Jahres ist es jedoch zu einer Expansion anderer Art gekommen, die ich mit einem gewissen Stirnrunzeln betrachte. Es ist die Expansion der Programme, nicht zuletzt auf dem Seriensektor, die eine doch relativ begrenzte Käuferschicht mit zunehmend mehr und nicht notwendigerweise günstigen Angeboten bombardiert. Dabei kann ich mir aufgrund meiner Kenntnisse nicht vorstellen, dass hier von relevanten Auflagen die Rede sein kann. Viele der neuen Projekte dürften nicht mehr als 50-60 Exemplare regelmäßig absetzen. Erfolgreiche Kleinverlagsserien liegen sicher im niedrigen vierstelligen Bereich oder nähern sich diesem mit großen Schritten - ich weiß dies noch aus der Zeit der "Projekt 99"-Heftromanfortsetzung von "Ren Dhark" -, aber das dürfte nicht für die Mehrzahl gelten. Selbst einstmalige Flaggschiffe wie die neuen Abenteuer von "Raumschiff Promet" (heute "Titan") dürften durch die unregelmäßige Erscheinungsweise, Format- und Autorenwechsel Leser eingebüßt haben. Die Frage, wer das alles derzeit kaufen soll, stellt sich so natürlich nicht: Das digitale Druckverfahren, in dem die meisten dieser Serien hergestellt werden, erlaubt Kleinstauflagen. Das hat zur negativen Konsequenz, dass selbst Serien, die erkennbar schlecht sind und sich dauerhaft schlecht verkaufen, aus mir weitgehend unverständlichen Gründen künstlich am Leben erhalten werden. Die Segnungen der digitalen Drucktechnik sind unbestritten, gerade für den Kleinverlagsbereich. Gleichzeitig senken sie die Schmerzgrenze für Verleger auf Tiefen, die man sich zu den seligen Zeiten, als Offset das Maß der Dinge war und zu geringe Auflagen schlicht unrentabel waren, nicht hätte vorstellen können. Der Ausstoß sieht dann beachtlich aus, doch fragt man sich, wieviel davon Sein und wieviel davon Schein ist.
Natürlich kann man diese negativ erscheinende Analyse wieder positiv wenden. Die ansteigende Vielfalt bietet vielen Neulingen eine Chance, sich schriftstellerisch auszuprobieren, die es sonst vielleicht schwerer gehabt hätten. Ideenvielfalt ist ebenfalls leichter realisierbar, da die Grenze des Scheiterns so niedrig ist, dass Verleger vermehrt und eher zu Risiken bereit sind, da diese nun kalkulierbar erscheinen. Das Problem liegt darin, dass der Mechanismus abhanden gekommen ist, der die Spreu vom Weizen trennt - und das wiederum führt dazu, dass für den unbedarften Konsumenten die Tatsache allein, dass eine Serie über die ersten Ausgaben hinaus gekommen ist, kein Hinweis mehr auf einen gewissen Qualitätsstandard mehr bietet, da selbst Serien (oder Zyklen oder Einzelromane) mit Zwergauflagen weiter erscheinen. Das heißt auch, dass viele Autoren nicht mehr die Sorgfalt an den Tag legen müssen wie vorher, um veröffentlicht zu werden. Der Markt bestraft sie für Schlamperei nicht mehr, da die Verleger den Marktdruck nicht mehr spüren, zumindest so lange, wie sie von ihrem Gewerbe nicht vollberuflich leben wollen (was nur die Creme de la creme wirklich schafft). Die Hoffnung darauf - eine perverse Hoffnung, die aber, wie ich weiß, von so manchem im Stillen genährt wird -, dass der Markt sich eines Tages "gesundimplodieren" werde, und dann nur die übrig bleiben, die einigermaßen gescheite Produkte abliefern, ist meiner Ansicht nach müßig und unrealistisch. Wenn ein Produkt für den Produzenten zu einem relativen Spottpreis angeboten werden kann und selbst Kleinstauflagen keine oder nur geringe Verluste einfahren, beginnen Marktmechanismen immer weniger zu greifen. Das muss die "erfolgreichen" Kleinverlage - also diejenigen, die Bücher mit signifikant höheren Auflagen produzieren - nicht vom Erfolg abhalten, der Weg nach oben wird dadurch aber möglicherweise steiniger.
Im zweiten Teil: Wie die Autoren und vor allem jene, die sich dafür halten, zu diesem und anderen Problemen einen nicht geringen Beitrag leisten.
Natürlich kann man diese negativ erscheinende Analyse wieder positiv wenden. Die ansteigende Vielfalt bietet vielen Neulingen eine Chance, sich schriftstellerisch auszuprobieren, die es sonst vielleicht schwerer gehabt hätten. Ideenvielfalt ist ebenfalls leichter realisierbar, da die Grenze des Scheiterns so niedrig ist, dass Verleger vermehrt und eher zu Risiken bereit sind, da diese nun kalkulierbar erscheinen. Das Problem liegt darin, dass der Mechanismus abhanden gekommen ist, der die Spreu vom Weizen trennt - und das wiederum führt dazu, dass für den unbedarften Konsumenten die Tatsache allein, dass eine Serie über die ersten Ausgaben hinaus gekommen ist, kein Hinweis mehr auf einen gewissen Qualitätsstandard mehr bietet, da selbst Serien (oder Zyklen oder Einzelromane) mit Zwergauflagen weiter erscheinen. Das heißt auch, dass viele Autoren nicht mehr die Sorgfalt an den Tag legen müssen wie vorher, um veröffentlicht zu werden. Der Markt bestraft sie für Schlamperei nicht mehr, da die Verleger den Marktdruck nicht mehr spüren, zumindest so lange, wie sie von ihrem Gewerbe nicht vollberuflich leben wollen (was nur die Creme de la creme wirklich schafft). Die Hoffnung darauf - eine perverse Hoffnung, die aber, wie ich weiß, von so manchem im Stillen genährt wird -, dass der Markt sich eines Tages "gesundimplodieren" werde, und dann nur die übrig bleiben, die einigermaßen gescheite Produkte abliefern, ist meiner Ansicht nach müßig und unrealistisch. Wenn ein Produkt für den Produzenten zu einem relativen Spottpreis angeboten werden kann und selbst Kleinstauflagen keine oder nur geringe Verluste einfahren, beginnen Marktmechanismen immer weniger zu greifen. Das muss die "erfolgreichen" Kleinverlage - also diejenigen, die Bücher mit signifikant höheren Auflagen produzieren - nicht vom Erfolg abhalten, der Weg nach oben wird dadurch aber möglicherweise steiniger.
Im zweiten Teil: Wie die Autoren und vor allem jene, die sich dafür halten, zu diesem und anderen Problemen einen nicht geringen Beitrag leisten.
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