30.3.05

Und sonst?

Während meine Übersetzungsarbeit überraschend flott voran kommt - ich wusste, dass McCollum einfach zu übersetzen ist - bleiben andere Dinge leider länger liegen, als das sein sollte. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass ich mich zur Mitte des Jahres als Freiberufler selbständig machen werde, was eine Reihe von Unwägbarkeiten und natürlich viel Vorbereitungsaufwand mit sich bringt. Zwar verdiene ich durch meine Arbeit in der SF-Szene auch Geld, aber das sind - leider - bisher doch eher kleine Summen, die nur einen geringen Beitrag zum Unterhalt meiner Familie leisten. Und so muss man sich eben manchmal auf die Dinge konzentrieren, die einen höheren finanziellen Ertrag versprechen. Ein Lied davon singen kann Heinz Mohlberg, der immer noch händeringend auf die neuen Erde 2000-Manuskripte wartet. Keine Angst, sie sind in Arbeit...

Die neue Nominierungsrunde des Deutschen Phantastik Preises wirft ebenfalls ihre Schatten voraus. Im April soll sie starten, mit neuen Kategorien und hoffentlich genauso problemlosem Ablauf wie im letzten Jahr. Ich werde Euch hier gerne auf den genauen Starttermin hinweisen.

24.3.05

Nollywood

Mein Lieblingskritiker Oliver "Reich-Ranicki" Naujoks ist mit seinem Weblog deswegen mittlerweile reich und berühmt geworden, weil er kundig und umfassend über Bollywood-Filme zu berichten weiß. Das sind Filme indischer Produktion, in denen die Menschen viel tanzen, singen und heulen und oft Punkte auf der Stirn haben. Oliver, der das als Kontrast zu den blutigen Zombies-fressen-nackte-Frauen-Filmen benötigt, die er sich sonst so ansieht, kennt sich wie kein zweiter aus und ist seitdem der Held zahlreicher sentimentaler Teenies, wie man seinem Weblog-Kommentaren problemlos entnehmen kann. Ich möchte nur die täglichen Pakete mit Unterwäsche und Plüschteddys erwähnen, die er zugesandt erhält. Da ich auch einmal so angesehen und berühmt werden möchte, werde ich fortan hin und wieder auch einmal Filme besprechen. Da Bollywood bereits besetzt ist, widme ich mich Nollywood. Damit ist die seit Jahren stetig wachsende Filmproduktion aus Nigeria gemeint, die mir nicht zuletzt deswegen gut bekannt ist, weil meine Ehefrau Nigerianerin ist. In Nigeria werden jährlich rund 2000 Filme gedreht, und viele davon gehen in den Export, in andere anglophone afrikanische Länder und in die Diaspora. Man kann sich auch in Deutschland in jedem Afroshop davon überzeugen. Nollywood ist mittlerweile ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden, der rund 125.000 Angestellte ernährt und einen Jahresumsatz von rund 25 Mrd. Naira (ca. 160 Mio. €) erwirtschaftet. Große Stars der nigerianischen Filmindustrie verdienen für lokale Verhältnisse hohe Gagen: Für einen Film - meist abgedreht in 3-4 Wochen - sind 1,5 bis 2 Mio. Naira (ca. 12500 €) keine Seltenheit. Mittlerweile produzieren nigerianische Regisseure schon Filme in den USA, für den dortigen Markt der Diaspora genauso wie für den einheimischen. Dabei ist für den Freund der Phantastik einiges interessantes dabei, denn viele mythische und magische Elemente werden in die meist zweiteiligen Produktionen aufgenommen. Während Bollywood jedoch langsam auch in das Bewusstsein der deutschen Zuschauer vordringt, ist Nollywood noch weitgehend unbekannt, obgleich sich dort auch so manche filmerische Perle finden lässt. Die technische Qualität der Filme liegt jedoch noch deutlich unterhalb des Bollywood-Standards. Die Filme werden in der Regel mit großen Camcordern gedreht, sehr populär ist die Sony DSR 300/370 P, also professionelle Camcorder, die zwischen 10000 und 12000 € kosten. In den 90ern wurden manche Flicks sogar mit alten Videokameras gedreht, diese Filme kann man sich heute allerdings nur noch unter Zufuhr erheblicher Mengen von Alkohol anschauen.

23.3.05

Witzischkeit

Jeder, der einmal ein Interview mit einem Komiker gehört hat, wird diesen hat sagen hören, dass es eine sehr anstrengende und ernsthafte Sache sei, jemanden zum Lachen zu bringen. Das ist in der Tat korrekt, wie ich insofern aus eigener Erfahrung berichten kann, als da ich dies hin und wieder im gesprochenen wie auch geschriebenen Wort auch versuche. Jetzt bin ich bei der Übersetzung von "A Greater Infinity" mit einem vergleichbaren Phänomen konfrontiert: Wie übersetzt man etwas, das im amerikanischen Original recht witzig klingt, so kongenial ins Deutsche, so dass es den exakt gleichen Effekt erzielt? Da Michael McCollum einen Hang zu eher trockenen Randbemerkungen hat, die er nicht lange auswalzt, sondern einfach in den Text einstreut, ist diese Frage von besonderer Bedeutung, denn in der Übersetzung müssen diese genauso rüberkommen, ohne dass ich anfangen muss, großartige Pointen vorzubereiten. Ein solcher Abschnitt, über den ich heute gestolpert bin, ist dieser:
"How does one solve the problem of introducing a strain of man-eating germs into a corpse? You cannot very well ask the victim to swallow a pill. However, we sometimes forget that the mouth is only one of two openings to the alimentary canal. Jane used the other."
Danach geht die Handlung einfach weiter, also muss dieser kurze Abschnitt für sich selbst funktionieren. Ich verrate jetzt nicht meine Version der Übersetzung - gnadenlose Verleger wie Guido Latz könnte dies dazu verleiten, oben genannte Szene auf dem nächsten Con in Realität zu verwandeln -, aber mit sowas kann man sich ganz schön lange aufhalten...

22.3.05

Frühjahrsmüdigkeit

Irgendeinen Grund für die allgemeine Matschigkeit, die mich erfüllt, muss es ja geben, und da liegt diese Erklärung nahe. Trotzdem bin ich in den vergangenen Tagen mit der Übersetzung von McCollums "A Greater Infinity" gut voran gekommen. Abgesehen davon liegt aber alles seit mehreren Wochen brach, und ich frage mich, wann ich wieder Zeit und Motivation finden werde, etwas "selbst" zu schreiben.
Dazu kommt, dass durch Arbeiten am Außenputz des Hauses, in dem ich wohne, die Satellitenschüssel abmontiert werden musste. Das heißt: Kein Fernsehen. Nun schaue ich nicht wirklich viel TV, aber wenn es nicht funktioniert, wundert man sich schon, wie einem das gelegentliche Zappen fehlen kann. Nun, für Ostern ist mit ausreichendem Filmmaterial auf DVD gesorgt, wenngleich ich vermute, dass ich doch lieber vor dem Schlepptop sitzen und übersetzen werde. Guido Latz kann ein sehr grausamer Mensch sein, wenn man seine Termine nicht einhält. Ich könnte Euch da was erzählen...

21.3.05

Eine neue Aufgabe

Im Oktober des vergangenen Jahres erschien im SF-Magazin phantastisch! ein Interview, das ich mit dem US-amerikanischen Schriftsteller Michael McCollum geführt habe. Anlass des Interviews war die Publikation seiner Military-SF-Trilogie "Der Antares-Krieg" als Omnibus bei Heyne. Der Band verkaufte sich sehr gut und ging in die 2. Auflage. Nun habe ich vom Atlantis-Verlag den Auftrag bekommen, die Übersetzung von McCollums Roman "A Greater Infinity" zu besorgen, der Ende diesen Jahres als deutsche Erstveröffentlichung erscheinen soll. Dies ist für mich keinesfalls mein Debut als Übersetzer - seit gut acht Jahren übersetze ich Fachliteratur und Berichte ins Englische -, und ich habe auch im SF-Bereich Sekundäres (sowie eine Kurzgeschichte) ins Deutsche übersetzt. Aber im Bereich der längerer Romantexte ist das mein erster Schritt (aber einmal ist immer das erste Mal). Zum Glück steht dem Atlantis-Verlag ein gutes Team exakt arbeitender Lektoren zur Verfügung, so dass es an Qualitätskontrolle nicht mangeln wird. Darüber hinaus ist McCollums Stil von meinem nicht weit entfernt, was mir wahrscheinlich helfen wird. I keep you posted ;o)

Ansonsten entschuldige ich mich für die lange Blog-Sendepause. Ich war zwei Wochen so richtig fiebrig erkältet und dann eine Woche arbeitstechnisch im Ausland. Da bleibt dann so einiges liegen...